Geographische Unterschiede
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Schlafkultur
Je nach Kulturkreis wird an
verschiedenen Orten geschlafen. Einige Leute schlafen direkt auf dem Fußboden, andere auf Tüchern oder Matratzen, wieder
andere auf Podesten oder in Betten. Einige verwenden Leintücher, Wolldecken, Bettdecken oder Kissen. Wohin man sich legt und wie man sich
bettet, wird maßgebend
durch Klima, soziales Umfeld und Wohlstand bestimmt.
Worthman und Melby haben die untersuchten Schlafgewohnheiten von verschiedenen
Naturvölkern zusammengefasst.[1] Sie kategorisieren die Völker
grob in vier Gruppen: Jäger (Ache, Ewe, ǃKung[Khi 1] u. a.), Viehhalter (Gabra, eine Untergruppe der Oromo, u. a.), Ackerbauern (Lese aus der demokratischen
Republik Kongo u. a.) und Viehzüchter (Balinesen). Da die Jäger vorwiegend
nomadisch leben, schlafen sie direkt auf dem Fußboden, einige breiten darauf jedoch Tücher aus, andere betten
sich auf Blätter
und wieder andere legen sich direkt
in den Sand. Die Jäger der Hiwi benutzen Hängematten.
Kopfkissen sind dieser Gruppe praktisch unbekannt, eventuell legen sie Blätter
oder einen Stapel Kleider
unter den Kopf. Auch Decken
sind nicht üblich. Bei den Ewe wird gar alle Kleidung beiseite gelegt,
um ein Entzünden am brennen gelassenen Feuer zu vermeiden.
Die anderen Gruppen, sogar die
nomadischen Viehzüchter, schlafen
erhöht. Dabei kommen die verschiedensten Konstruktionen für die
Bettstatt zum Einsatz, vom festen
Holzblock bis zum Gestell mit eingespannter Lederhaut. Die Decken
unterscheiden sich ebenso erheblich: Die Gabra decken sich mit dem auch am Tag getragenen Leinengewand
zu, die Pathan verwenden jahreszeitabhängige Decken. Kissen sind auch
hier die Ausnahme. Zu berücksichtigen ist, dass die einfachen Schlafutensilien
nicht bloß ein Vorteil sind: Neben dem Schutz, den diese vor Kälte und anderem
Unbill geben, sind sie auch Anziehungspunkt für Parasiten wie Flöhe oder Milben, die Krankheiten übertragen können.
Da die Menschen während des Schlafens anfällig für vielerlei Gefahren sind,
versuchen sie sich, so gut es geht, davor zu schützen:
- Der in vielen Fällen effektivste – aber auch teuerste und aufwändigste – Schutz ist ein solides Haus mit stabilem Dach, es schützt vor großen Raubtieren und schlechtem Wetter, Lärm und Licht, außerdem auch vor Dieben und Mördern. Sesshaft orientierte Gruppen wie die Lese in Zaire bauen Hütten aus Lehm mit mehreren Schlafräumen, die auch eine gewisse Intimität erlauben.
- Steht ein solches nicht zur Verfügung, hilft man sich mit Zelten, deren Schutz, besonders vor Lärm, ist jedoch bedeutend schlechter. Die im Zelt schlafenden Jäger müssen beim Schlafen oft sehr nahe zusammenrücken.
- Ein Bett oder Podest hilft, Gefahren, die von kleineren Parasiten ausgehen, zu reduzieren. Zusätzlicher Schutz vor Insekten kann, je nach Region, angebracht sein.
- Ein gut funktionierendes Soziales Netz kann ebenfalls zum Schutz beitragen, etwa indem abwechselnd Nachtwache gehalten wird. Die Funktion des Wächters kann allerdings auch ein Hund übernehmen.
- Das Feuer spielt eine wichtige Rolle, nicht bloß wegen der Wärme, die es spendet. Das Licht verscheucht Raubtiere und der Rauch vertreibt Insekten. Der Preis für das Feuer ist hingegen nicht zu vernachlässigen: Die Lichtquelle stört unseren Schlaf, es verursacht Geräusche und der stinkende Rauch kann lästig werden. Außerdem muss regelmäßig Holz nachgelegt werden. Nahe am Feuer zu schlafen birgt zudem das Risiko von Verbrennungen und – bei allzu guter Isolation des Schlafraumes – Kohlenmonoxid-Vergiftungen.
In einigen Kulturen ist es üblich, mit mindestens einer weiteren
Person zusammen zu schlafen, häufig gar mit mehreren oder mit den Haustieren. Welche Personenkreise
dabei als „Schlafgruppen“
in Frage kommen, ist wiederum örtlich sehr verschieden. Es können Familienmitglieder, Ehepartner,
Kinder, Geschwister, Kinder bestimmten Alters oder Geschlechts, Freunde oder
Personen mit einer bestimmten sozialen Stellung sein.
In den vorgenannten Gruppen ist es besonders bei den Jägern, die in sehr
kleinen Zelten wohnen, normal, sehr dicht aneinander zu schlafen, unabhängig
vom sozialen Status, Geschlecht oder Alter. Auch der Gast schläft im selben
Zelt. Sind Hütten
vorhanden, werden die Schlafräume ziemlich bald nach Geschlecht getrennt. Bei allen
untersuchten Völkern ist es nicht üblich, teilweise gar verpönt, beim Schlafen
allein zu sein.
Im westlichen Kulturkreis schlafen Erwachsene meist entweder
allein oder als Paar in einem Schlafzimmer, jüngere oder gleichgeschlechtliche Kinder teilen sich
oft ein Kinderzimmer. Es ist üblich, alleine oder aber höchstens mit einer
sehr nahe stehenden Person, zum Beispiel dem Ehepartner, gemeinsam das Bett zu teilen.
Ein Säugling oder Kleinkind hat meist ein eigenes Bett, schläft aber unter
Umständen regelmäßig mit im Elternbett. Die
Verwendung eines Schlafsacks anstelle einer Decke, sodass die Atemwege des
Säuglings frei bleiben, wird als Beitrag zur Vorbeugung gegen den plötzlichen
Kindstod angesehen.
Mit einer „falschen“ Person zusammen zu schlafen gilt praktisch generell
als unstatthaft, besonders wenn der Verdacht aufkommen kann, dass es dabei zu sexuellen Handlungen kommen könnte. Besonders in Kulturen, in
denen das Miteinander-Schlafen
kleinerer oder größerer Gruppen üblich ist, darf der Ausdruck jedoch nicht
sexuell missinterpretiert werden und wird von den beteiligten Personen auch
nicht als Beischlaf empfunden. Im Allgemeinen haben
Schlaf und Schlafgewohnheiten keinen direkten Bezug zur Sexualität.
Soll es tatsächlich zum Geschlechtsverkehr
kommen, wird im Allgemeinen eine gewisse Intimität gesucht. Im westlichen
Kulturkreis ist das selbstverständlich und bereits eine einfache Hütte kann
genügen, diese zu gewähren. Beim Leben als Nomaden im Zelt ist es schwierig bis
unmöglich, sich in die Intimität zurückzuziehen, wobei sich dann auch niemand
der Anwesenden an einer eventuellen Kopulation stört.
Je nach Kulturkreis ist auch die Verteilung des Schlafs über den
Tag verschieden. Während Europa und Nordamerika tendenziell eher einen langen Schlaf pro
Nacht kennen, wird in Ländern wie China oder Japan der tägliche Schlaf auf mehrere Phasen
aufgeteilt, sodass die Nachtschlafphase wesentlich kürzer ist, aber die
gesamte Schlafdauer pro 24 Stunden ähnlich lang ist.
Zusammengefasst zeigt die Studie
von Worthman und Melby die folgenden Unterschiede zwischen westlicher[4] und traditioneller Schlafkultur:
Westlich
|
Traditionell
|
einzeln, Ehepaare bilden die
Ausnahme
|
in sozialen Gruppen
|
abgedunkelt
|
abgedunkelt
|
ruhig
|
oft durch den Lärm anderer
gestört
|
Die Nähe zu anderen und
eventuell zu Tieren bestimmt Wärme und Klima. Inuit definieren die Kälte der Nacht über die
Anzahl der Hunde, die nötig sind, um warm zu bleiben.
|
|
Matratze, Kopfkissen
|
keine Matratze, manchmal ein
Kopfkissen
|
Kein Feuer in der Nähe
|
Ein Feuer brennt.
|
jeden Tag gleich
|
veränderlich
|
physische Sicherheit
|
soziale Sicherheit
|
zeitlich und örtlich klar
begrenzt (Strikte Arbeitszeiten, Wecker)
|
keine klaren Grenzen, weder
zeitlich noch örtlich
|
Praktisch alle Schlafforschungen zu Sinn und Zweck des
Schlafes basieren auf westlicher Schlafkultur. Das Schlaflabor entspricht in praktisch
idealer Weise unserer Vorstellung von geeigneter Umgebung. Dies ist für viele
Forschungen ein klarer Vorteil, unter Anderem wegen der Möglichkeit, gewisse
Parameter wie Lärm oder Licht gezielt regulieren zu können. Allerdings können
dabei auch unbewusst Faktoren wegfallen, die für eine ganzheitliche Analyse des
Schlafens notwendig sind.
Zukünftige Forschungen dürften sich
vermehrt um die kulturübergreifenden Unterschiede des
Schlafens kümmern. Eventuell gibt sich aus dem Vergleich einen Hinweis darauf,
weshalb Schlafstörungen vorwiegend im Westen beobachtet werden. Es könnte auch
sein, dass das Schlafen in sozialen Gruppen einen wichtigen Beitrag zur
Entwicklung des Kindes leistet. Das Forschungsgebiet der Chronobiologie des Menschen steckt noch in
den Kinderschuhen.
Der Schlaf, wie wichtig ist Schlafen für uns?
Quelle:
http://www.artikelmagazin.de/gesundheit/der-schlaf-wie-wichtig-ist-schlafen-fuer-uns.html
Schlafgewohnheiten variieren je nach Kulturkreis
und Zeitalter. Im westlichen Kulturkreis verbringt man meist einen langen,
ununterbrochenen Nachtschlaf, allein oder mit dem Partner. In Japan oder China
dagegen ist der Nachtschlaf nur eine von mehreren kurzen Schlafphasen, die über
den ganzen Tag verteilt sind. Viele Naturvölker schlafen in größeren Gruppen,
die aus Partnern, Freunden, Verwandten und Kindern bestehen können. Man wärmt
und schützt sich gegenseitig.
Weltweiter Schlaf –
große Unterschiede
Quelle:
http://www.schlafen-aktuell.de/aktuell/schlafen/philips.schlafstudie.htm
Mit Spanien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Großbritannien ist Europa in der Studie überrepräsentiert, könnte man meinen. Man muss aber bedenken, dass das Gefälle in der Mentalität und der Lebenskultur allein zwischen diesen Ländern schon mitunter beträchtlich ist. Hinzu kommen die USA, China, Japan, Brasilien und die Türkei – womit der arabisch-islamische Raum leider tatsächlich unterrepräsentiert bleibt – aber dennoch interessante Einsichten bietet.
Über die Hälfte (60%) aller Befragten
gibt an, gut zu schlafen. Spitzenreiter ist das relaxte Spanien mit gut 75% - am schlechtesten
schlafen mit 51% überraschenderweise nicht die Deutschen, sondern die
Franzosen. Ganze 5% konnten nicht selbst einschätzen, ob sie gut oder
schlecht schlafen.
Aber was ist der Grund für schlechten
Schlaf? In Deutschland gaben
55% an, sie schliefen schlecht bzw. zu wenig, weil sie zu spät ins Bett
gingen. Interessanterweise gaben das in der Türkei gerade mal 20% an – obwohl
es (wie jeder weiß, der die Türkei kennt) dort üblich ist, erst spät zu Bett
zu gehen. Die Gründe für diese Diskrepanz untersucht die Studie nicht
eingehender, man darf aber vermuten, dass es kulturelle Gründe hat. In Deutschland ist es üblich, nach der
Uhr zu leben, was dazu führt, dass man sich oft zum Zubettgehen zwingt allein aus
dem Wissen heraus, dass zu einer bestimmten Uhrzeit der Wecker klingelt und man
ein gewisses Schlafpensum benötigt. In der Türkei ist es üblicher, dann zu Bett
zu gehen, wenn man auch wirklich müde ist. Der wegfallende Zwang allein dürfte
– so kann man vermuten – die Schlafqualität verbessern. Vergleichbares
darf von Spanien angenommen werden.
Ähnliches lässt sich auch aus anderen
Werten lesen. Während in Deutschland alle Jahre wieder über die (bei uns recht
moderate) Sommerhitze gestöhnt wird, geben in der Türkei gerade mal 12% hohe
Temperaturen als Grund für schlechten Schlaf an. In Belgien und Großbritannien
schätzen gut die Hälfte der Befragten ihre Fähigkeit, gut zu schlafen, generell
als sehr schlecht ein – in Brasilien sind das gerademal 17%. Etwa die Hälfte aller, die schlecht schlafen,
sind überzeugt, dass es an ihnen selbst liegt, was bedeutet, dass sie die
Hoffnung auf guten Schlaf schon aufgegeben haben.
Interessant
ist, dass diese resignative Einstellung vor allem im wohlstandsgesättigten
Westen nachweisbar ist. Frei nach dem Motto: Wenn man keine richtigen Probleme
hat, dann macht man sich welche.
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