Donnerstag, 29. März 2012

Kulturkreise und ihre Schlafgewohnheiten


Geographische Unterschiede 

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Schlafkultur

Je nach Kulturkreis wird an verschiedenen Orten geschlafen. Einige Leute schlafen direkt auf dem Fußboden, andere auf Tüchern oder Matratzen, wieder andere auf Podesten oder in Betten. Einige verwenden Leintücher, Wolldecken, Bettdecken oder Kissen. Wohin man sich legt und wie man sich bettet, wird maßgebend durch Klima, soziales Umfeld und Wohlstand bestimmt. Worthman und Melby haben die untersuchten Schlafgewohnheiten von verschiedenen Naturvölkern zusammengefasst.[1] Sie kategorisieren die Völker grob in vier Gruppen: Jäger (Ache, Ewe, ǃKung[Khi 1] u. a.), Viehhalter (Gabra, eine Untergruppe der Oromo, u. a.), Ackerbauern (Lese aus der demokratischen Republik Kongo u. a.) und Viehzüchter (Balinesen). Da die Jäger vorwiegend nomadisch leben, schlafen sie direkt auf dem Fußboden, einige breiten darauf jedoch Tücher aus, andere betten sich auf Blätter und wieder andere legen sich direkt in den Sand. Die Jäger der Hiwi benutzen Hängematten. Kopfkissen sind dieser Gruppe praktisch unbekannt, eventuell legen sie Blätter oder einen Stapel Kleider unter den Kopf. Auch Decken sind nicht üblich. Bei den Ewe wird gar alle Kleidung beiseite gelegt, um ein Entzünden am brennen gelassenen Feuer zu vermeiden.
Die anderen Gruppen, sogar die nomadischen Viehzüchter, schlafen erhöht. Dabei kommen die verschiedensten Konstruktionen für die Bettstatt zum Einsatz, vom festen Holzblock bis zum Gestell mit eingespannter Lederhaut. Die Decken unterscheiden sich ebenso erheblich: Die Gabra decken sich mit dem auch am Tag getragenen Leinengewand zu, die Pathan verwenden jahreszeitabhängige Decken. Kissen sind auch hier die Ausnahme. Zu berücksichtigen ist, dass die einfachen Schlafutensilien nicht bloß ein Vorteil sind: Neben dem Schutz, den diese vor Kälte und anderem Unbill geben, sind sie auch Anziehungspunkt für Parasiten wie Flöhe oder Milben, die Krankheiten übertragen können.
Da die Menschen während des Schlafens anfällig für vielerlei Gefahren sind, versuchen sie sich, so gut es geht, davor zu schützen:
  • Der in vielen Fällen effektivste – aber auch teuerste und aufwändigste – Schutz ist ein solides Haus mit stabilem Dach, es schützt vor großen Raubtieren und schlechtem Wetter, Lärm und Licht, außerdem auch vor Dieben und Mördern. Sesshaft orientierte Gruppen wie die Lese in Zaire bauen Hütten aus Lehm mit mehreren Schlafräumen, die auch eine gewisse Intimität erlauben.
  • Steht ein solches nicht zur Verfügung, hilft man sich mit Zelten, deren Schutz, besonders vor Lärm, ist jedoch bedeutend schlechter. Die im Zelt schlafenden Jäger müssen beim Schlafen oft sehr nahe zusammenrücken.
  • Ein Bett oder Podest hilft, Gefahren, die von kleineren Parasiten ausgehen, zu reduzieren. Zusätzlicher Schutz vor Insekten kann, je nach Region, angebracht sein.
  • Ein gut funktionierendes Soziales Netz kann ebenfalls zum Schutz beitragen, etwa indem abwechselnd Nachtwache gehalten wird. Die Funktion des Wächters kann allerdings auch ein Hund übernehmen.
  • Das Feuer spielt eine wichtige Rolle, nicht bloß wegen der Wärme, die es spendet. Das Licht verscheucht Raubtiere und der Rauch vertreibt Insekten. Der Preis für das Feuer ist hingegen nicht zu vernachlässigen: Die Lichtquelle stört unseren Schlaf, es verursacht Geräusche und der stinkende Rauch kann lästig werden. Außerdem muss regelmäßig Holz nachgelegt werden. Nahe am Feuer zu schlafen birgt zudem das Risiko von Verbrennungen und – bei allzu guter Isolation des Schlafraumes – Kohlenmonoxid-Vergiftungen.
In einigen Kulturen ist es üblich, mit mindestens einer weiteren Person zusammen zu schlafen, häufig gar mit mehreren oder mit den Haustieren. Welche Personenkreise dabei als „Schlafgruppen“ in Frage kommen, ist wiederum örtlich sehr verschieden. Es können Familienmitglieder, Ehepartner, Kinder, Geschwister, Kinder bestimmten Alters oder Geschlechts, Freunde oder Personen mit einer bestimmten sozialen Stellung sein. In den vorgenannten Gruppen ist es besonders bei den Jägern, die in sehr kleinen Zelten wohnen, normal, sehr dicht aneinander zu schlafen, unabhängig vom sozialen Status, Geschlecht oder Alter. Auch der Gast schläft im selben Zelt. Sind Hütten vorhanden, werden die Schlafräume ziemlich bald nach Geschlecht getrennt. Bei allen untersuchten Völkern ist es nicht üblich, teilweise gar verpönt, beim Schlafen allein zu sein.
Im westlichen Kulturkreis schlafen Erwachsene meist entweder allein oder als Paar in einem Schlafzimmer, jüngere oder gleichgeschlechtliche Kinder teilen sich oft ein Kinderzimmer. Es ist üblich, alleine oder aber höchstens mit einer sehr nahe stehenden Person, zum Beispiel dem Ehepartner, gemeinsam das Bett zu teilen. Ein Säugling oder Kleinkind hat meist ein eigenes Bett, schläft aber unter Umständen regelmäßig mit im Elternbett. Die Verwendung eines Schlafsacks anstelle einer Decke, sodass die Atemwege des Säuglings frei bleiben, wird als Beitrag zur Vorbeugung gegen den plötzlichen Kindstod angesehen.
Mit einer „falschen“ Person zusammen zu schlafen gilt praktisch generell als unstatthaft, besonders wenn der Verdacht aufkommen kann, dass es dabei zu sexuellen Handlungen kommen könnte. Besonders in Kulturen, in denen das Miteinander-Schlafen kleinerer oder größerer Gruppen üblich ist, darf der Ausdruck jedoch nicht sexuell missinterpretiert werden und wird von den beteiligten Personen auch nicht als Beischlaf empfunden. Im Allgemeinen haben Schlaf und Schlafgewohnheiten keinen direkten Bezug zur Sexualität.
Soll es tatsächlich zum Geschlechtsverkehr kommen, wird im Allgemeinen eine gewisse Intimität gesucht. Im westlichen Kulturkreis ist das selbstverständlich und bereits eine einfache Hütte kann genügen, diese zu gewähren. Beim Leben als Nomaden im Zelt ist es schwierig bis unmöglich, sich in die Intimität zurückzuziehen, wobei sich dann auch niemand der Anwesenden an einer eventuellen Kopulation stört.
Je nach Kulturkreis ist auch die Verteilung des Schlafs über den Tag verschieden. Während Europa und Nordamerika tendenziell eher einen langen Schlaf pro Nacht kennen, wird in Ländern wie China oder Japan der tägliche Schlaf auf mehrere Phasen aufgeteilt, sodass die Nachtschlafphase wesentlich kürzer ist, aber die gesamte Schlafdauer pro 24 Stunden ähnlich lang ist.
Zusammengefasst zeigt die Studie von Worthman und Melby die folgenden Unterschiede zwischen westlicher[4] und traditioneller Schlafkultur:
Westlich
Traditionell
einzeln, Ehepaare bilden die Ausnahme
in sozialen Gruppen
abgedunkelt
abgedunkelt
ruhig
oft durch den Lärm anderer gestört
Die Nähe zu anderen und eventuell zu Tieren bestimmt Wärme und Klima. Inuit definieren die Kälte der Nacht über die Anzahl der Hunde, die nötig sind, um warm zu bleiben.
Matratze, Kopfkissen
keine Matratze, manchmal ein Kopfkissen
Kein Feuer in der Nähe
Ein Feuer brennt.
jeden Tag gleich
veränderlich
physische Sicherheit
soziale Sicherheit
zeitlich und örtlich klar begrenzt (Strikte Arbeitszeiten, Wecker)
keine klaren Grenzen, weder zeitlich noch örtlich
Praktisch alle Schlafforschungen zu Sinn und Zweck des Schlafes basieren auf westlicher Schlafkultur. Das Schlaflabor entspricht in praktisch idealer Weise unserer Vorstellung von geeigneter Umgebung. Dies ist für viele Forschungen ein klarer Vorteil, unter Anderem wegen der Möglichkeit, gewisse Parameter wie Lärm oder Licht gezielt regulieren zu können. Allerdings können dabei auch unbewusst Faktoren wegfallen, die für eine ganzheitliche Analyse des Schlafens notwendig sind.
Zukünftige Forschungen dürften sich vermehrt um die kulturübergreifenden Unterschiede des Schlafens kümmern. Eventuell gibt sich aus dem Vergleich einen Hinweis darauf, weshalb Schlafstörungen vorwiegend im Westen beobachtet werden. Es könnte auch sein, dass das Schlafen in sozialen Gruppen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Kindes leistet. Das Forschungsgebiet der Chronobiologie des Menschen steckt noch in den Kinderschuhen.

Der Schlaf, wie wichtig ist Schlafen für uns?

Quelle: http://www.artikelmagazin.de/gesundheit/der-schlaf-wie-wichtig-ist-schlafen-fuer-uns.html

Schlafgewohnheiten variieren je nach Kulturkreis und Zeitalter. Im westlichen Kulturkreis verbringt man meist einen langen, ununterbrochenen Nachtschlaf, allein oder mit dem Partner. In Japan oder China dagegen ist der Nachtschlaf nur eine von mehreren kurzen Schlafphasen, die über den ganzen Tag verteilt sind. Viele Naturvölker schlafen in größeren Gruppen, die aus Partnern, Freunden, Verwandten und Kindern bestehen können. Man wärmt und schützt sich gegenseitig.





Weltweiter Schlaf – große Unterschiede

Quelle: http://www.schlafen-aktuell.de/aktuell/schlafen/philips.schlafstudie.htm

Mit Spanien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Großbritannien ist Europa in der Studie überrepräsentiert, könnte man meinen. Man muss aber bedenken, dass das Gefälle in der Mentalität und der Lebenskultur allein zwischen diesen Ländern schon mitunter beträchtlich ist. Hinzu kommen die USA, China, Japan, Brasilien und die Türkei – womit der arabisch-islamische Raum leider tatsächlich unterrepräsentiert bleibt – aber dennoch interessante Einsichten bietet.
Über die Hälfte (60%) aller Befragten gibt an, gut zu schlafen. Spitzenreiter ist das relaxte Spanien mit gut 75%  - am schlechtesten schlafen mit 51% überraschenderweise nicht die Deutschen, sondern die Franzosen. Ganze 5% konnten nicht selbst einschätzen, ob sie gut oder schlecht schlafen.
Aber was ist der Grund für schlechten Schlaf? In Deutschland gaben 55% an, sie schliefen schlecht bzw. zu wenig, weil sie zu spät ins Bett gingen. Interessanterweise gaben das in der Türkei gerade mal 20% an – obwohl es (wie jeder weiß, der die Türkei kennt) dort üblich ist, erst spät zu Bett zu gehen. Die Gründe für diese Diskrepanz untersucht die Studie nicht eingehender, man darf aber vermuten, dass es kulturelle Gründe hat. In Deutschland ist es üblich, nach der Uhr zu leben, was dazu führt, dass man sich oft zum Zubettgehen zwingt allein aus dem Wissen heraus, dass zu einer bestimmten Uhrzeit der Wecker klingelt und man ein gewisses Schlafpensum benötigt. In der Türkei ist es üblicher, dann zu Bett zu gehen, wenn man auch wirklich müde ist. Der wegfallende Zwang allein dürfte – so kann man vermuten – die Schlafqualität verbessern. Vergleichbares darf von Spanien angenommen werden.
Ähnliches lässt sich auch aus anderen Werten lesen. Während in Deutschland alle Jahre wieder über die (bei uns recht moderate) Sommerhitze gestöhnt wird, geben in der Türkei gerade mal 12% hohe Temperaturen als Grund für schlechten Schlaf an. In Belgien und Großbritannien schätzen gut die Hälfte der Befragten ihre Fähigkeit, gut zu schlafen, generell als sehr schlecht ein – in Brasilien sind das gerademal 17%. Etwa die Hälfte aller, die schlecht schlafen, sind überzeugt, dass es an ihnen selbst liegt, was bedeutet, dass sie die Hoffnung auf guten Schlaf schon aufgegeben haben.
Interessant ist, dass diese resignative Einstellung vor allem im wohlstandsgesättigten Westen nachweisbar ist. Frei nach dem Motto: Wenn man keine richtigen Probleme hat, dann macht man sich welche.


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